Digitale Spielplätze
Symposium
Museum Angewandte Kunst, Frankfurt
23. Februar, 2018
Was bei einigen den Erfinder- und Unternehmergeist anregt und für andere ein Segen für die persönliche Entfaltung darstellt, birgt für viele auch ein Bedrohungspotenzial. Angst und Abschottung sind jedoch die direktesten Gegenspieler von Empathie und von dieser brauchen wir in einer immer dichteren und enger vernetzten globalen Gesellschaft lieber mehr als weniger.
Wir werden uns bewegen und vieles neu erfinden müssen. Vielleicht auch ein Stück weit uns selber. Wie kann das gelingen, ohne dass es ein schmerzhafter, konfliktreicher Prozess wird?
Design meets Philosophy sieht die Chance im Spiel: Denn der allgegenwärtige „homo ludens“, der spielende Mensch des 21. Jahrhunderts, ist im Zeitalter der Browser- und App-Games nicht mehr wegzudenken. Die Online-Spiele in Social-Media-Netzwerken haben 'Farmer' und 'Pokémon-Trainer' hervorgebracht. Getrieben in den Großstädten auf der Jagd nach Spielinhalten, erschließen sich diese nur Gleichgesinnten, Eingeweihten, die eine gemeinsame Realität miteinander teilen. Es sind Spielregeln, die Menschen miteinander verbinden. Der öffentliche Raum wird dadurch zum Spielplatz für Jedermann. Hier können soziale Rollen gespielt und ausgetestet werden. Das digitale Spielen in der realen Welt macht den öffentlichen Raum zu einem Ort des Verhandelns und Erspielens von sozialen Werten, neuen Regeln und Traditionen. Und warum auch nicht?
Menschen haben immer schon gerne gespielt, da das Leben wesentlich mit dem Spiel verbunden ist. Der Kulturhistoriker Johan Huizinga begründete gar die ganze Kulturentwicklung darin. Das Spiel schafft Freiräume, da es ungezwungen ist: „Alles Spiel ist zunächst und vor allem ein freies Handeln […] Das Kind und das Tier spielen, weil sie Vergnügen daran haben, und darin eben liegt ihre Freiheit.“ (Huizinga, Johan: Homo Ludens. Vom Ursprung der Kultur im Spiel. Hamburg, 2015. S.16)
Aus der Freiheit folgt das Vergnügen, aber das Spiel kennt auch Ernst. In jüngster Zeit hat insbesondere der Ausdruck der 'Serious Games' für Aufmerksamkeit gesorgt. Es zeichnet sich - ähnlich wie das Lernspiel - dadurch aus, dass es Information und Wissen vermitteln will, obgleich es den Unterhaltungswert dabei nicht zu kurz kommen lässt. Durch sie wird es möglich, eine emotionale Nähe zu unangenehmen Themen herzustellen und Empathie entstehen zu lassen, wo wir normalerweise Distanz aufbauen würden.
In unserer Veranstaltung wurden die Potenziale des digitalen Spielplatzes diskutiert:
Können Spiel so gestaltet werden, dass sie uns als Empathie-Werkzeuge dienen in einer Welt, die sich sozial neu erfinden muss?
Werden wir das Spiel brauchen, um kollektiv an Lösungen zu arbeiten, die uns politisch unlösbar erscheinen?
Und – wie muss das gestaltet werden, dass dem bittere Ernst der Realität trotzdem mit Elan und Spaß begegnet werden kann?